Ich habe mal wieder einen Stapel feministische Literatur gelesen und möchte dir heute drei Bücher ans Herz legen. Sie sind sehr unterschiedlich und daher bin ich mir sicher, dass für jede Leserin (und jeden Leser!) etwas dabei ist.
Auch für EinsteigerInnen geeignet
Schon lange wollte ich dieses Buch haben, denn es wurde mir immer mal wieder in meine Instagram-Timeline gespült: How to be a feminist. Die Power skandinavischer Frauen und was wir von ihnen lernen können (Affiliate Link) von Marta Breen. Die SkandinavierInnen haben uns in Sachen Gleichberechtigung Einiges voraus, und weil ich ein großer Fan von Island und Schweden bin, was die Familienpolitik angeht, habe ich mir viel versprochen – und wurde nicht enttäuscht. Das Buch liest sich in einem Rutsch durch, ist leicht verständlich und somit auch der perfekte Einsteiger für LeserInnen, die sich vorher noch nicht mit Feminismus auseinandergesetzt haben.
Breen beschreibt zum Beispiel den Umstand, dass alle gesellschaftlichen Umwälzungen Widerstand erfahren, so auch die Debatte um #MeToo und die feministische Welle, in der wir uns aktuell befinden. So mancher Mann macht sich im Rahmen dessen Sorgen darum, was man überhaupt noch sagen, welchen Flirt man wagen darf. So viel Selbstreflexion, ist das zumutbar?
Da möchte Frau am liebsten antworten: Willkommen in unserer Welt! Denn wir haben uns schon immer selbst hinterfragt – wir haben keine andere Wahl. Mädchen müssen früh die Kunst des Ausbalancierens lernen: nicht zu viel, nicht zu wenig. (S. 29)
Breen verrät auch, warum die Gleichstellung in Skandinavien schneller voran geht als bei uns in Deutschland. Denn dort begann die aktive Gleichstellungspolitik schon in den Sechzigerjahren an den Schulen, und seitdem haben Mädchen und Jungen gleichermaßen das Fach „Hausarbeit“ auf dem Stundenplan. Auch haben die Schulen den traditionellen Rollenbildern aktiv entgegengewirkt und SchülerInnnen darin unterstützt, ihre Talente und Fähigkeiten unabhängig von ihrem Geschlecht zu entfalten. (S. 33f) Wer also wissen möchte, was uns die SkaninavierInnen voraus haben, und wieso Gleichberechtigung auch eine Frage des politischen Willens ist, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.
I love Comics
Seit Emmas Comic Mental Load (Affiliate Link) liebe ich Bildergeschichten, denn oft sind komplexe Inhalte dort auf wenige treffende Formulierungen und entsprechende Bilder verkürzt und man versteht schneller, um was es dabei geht. Daher finde ich auch Busengewunder (Affiliate Link) von Lisa Frühbeis sehr gelungen. Man munkelt auch, dass Männer eher mal so einen Comic in die Hand nehmen als ein 150-seitiges Buch über Feminismus. Also ist es von Vorteil, im Wohnzimmer und auch im Bad ein paar feministische Comics zu verteilen, auf dass sie per Zufalle gefunden und studiert werden.
Zum Beispiel erklärt Frühbeis anschaulich, wie Gender-Marketing funktioniert: Einfach Hammer und Schraubenzieher mit rosa Glitzergriff herstellen und an Frauen verkaufen, obwohl diese Werkzeuge in den meisten Haushalten schon vorhanden sind. Generell werden sämtiche Gegenstände einfach in Blau und Rosa hergestellt, damit Eltern dann alles zwei Mal kaufen; das eine für den Jungen, das andere für das Mädchen. Ziemlich ausgefuchst, und es ist jede(r) von uns garantiert schon einmal darauf hereingefallen. Es geht aber noch um so viel mehr Themen, und durch die Bilder wirkt die Botschaft nie moralisierend.
Mansplaining und andere Ungeheuerlichkeiten
Wenn Männer mir die Welt erklären (Affiliate Link) von Rebecca Solnit ist eine Essay-Sammlung, die sich nicht ganz so locker flockig liest. Man muss sich bei manchen Kapiteln ziemlich konzentrieren, wird aber mit klugen Sätzen belohnt. Im Anfangs-Essay geht es um das sogenannte Mansplaining: „Ein Mann, der mit seinem Wissen prahlt, in der Annahme, dass seine Gesprächspartnerin ohnehin keine Ahnung hat – jede Frau hat diese Situation schon einmal erlebt“, heißt es in der Titelbeschreibung.
Es geht in einigen Texten auch um Gewalt gegen Frauen – ein strukturelles Problem und keinesfalls Einzelfälle. Gewaltdelikte und Vergewaltigungen sind eben Bürger- oder Menschenrechtsangelegenheiten, die ein Muster haben, werden aber nicht als solche gesehen, kritisieren FeministInnen schon lange, und Solnit geht hier an manchen Stellen darauf ein. „Gewalt hat keine Rasse und keine Klasse, keine Religion und keine Nationalität, aber sie hat ein Geschlecht,“ heiß es im Buch.
Solnit spricht darüber, wie Frauen aus der Gesellschaft verschwunden sind: aus dem öffentlichen Leben, der Genealogie, der Geltung des Rechts und der Meinungsäußerung. Und noch bis heute werden Frauen durch die überwältigende Mehrheit an Care-Arbeit aus dem öffentlichen Leben gehalten. Frauen sind nicht so frei wie Männer, und das wird auch deutlich, wenn wir uns im öffentlichen Raum bewegen. Erst neulich habe ich die Bahn nach Hause genommen, und wollte eigentlich den Rest der Strecke zu Fuß gehen. Einige angetrunkene Männer kamen mir entgegen, einer trat aggressiv gegen einen Laternenpfosten. Ich hatte Bedenken und nahm mir ein Taxi. Wie schnell würde ich als Frau nachts in der Dunkelheit zum Opfer? Die Freiheit der Stadt seien wesentliche Elemente der Freiheit, so Solnit. Und so warnen wir weiter die Mädchen, dass sie sich in acht nehmen müssen, anstatt den Jungen beizubringen, sich zu benehmen. In Rebecca Solnits Buch jedenfalls habe ich viele Post-its geklebt, weil dort so ungeheuerliche Wahrheiten stehen, die nicht einmal uns Frauen so bewusst sind.
Vielleicht ist das ein oder andere Buch für dich dabei? Ansonsten empfehle ich dir natürlich auch mein neues Werk, als Buch (Affiliate Link) oder Hörbuch erhältlich. Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura