Kindern im Haushalt Verantwortung übertragen

Wie kommt es nur, dass ich hier so viel alleine mache, wenn ich nachmittags mit den Kindern zuhause bin? Ehrlich gesagt habe ich ihnen bisher zu viel abgenommen und lieber alleine gekocht oder aufgeräumt. Selber schuld also? Naja, ich habe hier auch echt eine Menge zu tun und muss schauen, wie ich alles hinkriege:

Bevor die Kinder aus Kindergarten und Schule kommen, muss ich das Mittagessen kochen. Dann essen wir, ich räume die Küche auf, während die Kinder Hausaufgaben machen. Dann kommt oft Wäsche dazu, ein wenig aufräumen, Termine checken, Brot einkaufen gehen und einmal durch das Wohnzimmer saugen. Im Prinzip wäre es die beste Lösung, die Kinder von Anfang an bei allem mit einzubeziehen, damit sie es gleich lernen und es ihnen ins Blut übergeht. Mit einem Kind ist das auch noch machbar.

Haushalt mit Kleinkindern

Sich Zeit nehmen, es vorsichtig einen Teller holen lassen, „hier ist der Becher“, gemeinsam probieren, Wasser einzuschenken. Dabei geht dann etwas daneben, wir wischen es zusammen auf. Nach dem Essen den Boden saugen, dem Kind alles zeigen. Dauert zwar, aber es lernt so viel dabei. Dann die Wäsche aus der Maschine holen. „Halt, nicht hier hinein, du musst die Wäsche in diese Kiste tun. Genau so!“ Dann Kleidung falten und dem Kind auch was geben, das es dann durcheinander gewurschtelt zur frischen Wäsche legt. Mit ihm einräumen, einkaufen, alles erklären, hier mal bitten, dort mal verneinen, hinunter beugen und wieder alles von vorne.

Haushalt mit älteren Kindern

Mit drei Kindern, die teilweise schon älter sind und nicht mehr ganz so begeistert Wäsche falten und Geschirr decken, bedeutet es zwar nicht mehr so viel Aufwand, dafür umso mehr Diskussionen:

„Bitte Jimmy, komm runter und deck schon einmal den Tisch. Jiiiimyyyyy, bitte komm runter. Kannst du bitte den Tisch decken, ich will hier nicht alles alleine machen. Sag mal, hörst du schlecht? Wieso kommst du nicht. Nein, du kannst jetzt nicht weiterspielen, denn die Nudeln sind fertig. Haaaalllooooooo?????“

Kindern Verantwortung im Haushalt zu übergeben und ihnen zeigen, dass all die Arbeit am besten gemeinsam gemacht wird ist nötig und wichtig, aber es bedeutet eben auch noch mehr Arbeit als vorher. Daher ist das Thema komplexer als gedacht.

Aufwand lohnt sich

Dennoch lohnt sich dieser Mehraufwand und es rächt sich, wenn wir den Kindern Aufgaben abnehmen, die sie eigentlich schon selber tun könnten, weil es eben alleine schneller geht. Dabei ist es so wichtig für sie, diese Verantwortung zu spüren, die sie damit tragen, denn das stärkt ja auch das Gefühl, selbstwirksam zu sein. Außerdem lernen sie von klein auf, sich zu kümmern und das gilt vor allem für Jungen. Haushalt ist eben nicht Frauensache, das aber aus den Köpfen rauszukriegen ist schwer. Jahrhundertelang wurden die Menschen auf diese Weise sozialisiert, noch heute lassen sich Großväter in ihrem Lehnstuhl von ihren Frauen bedienen oder Väter sind sich zu schade, den Staubsauger zu schwingen oder das Klo zu putzen.

Damit sich das ändert, müssen vor allem die Söhne mitanpacken. Bei uns hat sich nämlich schon eine fatale Sache eingeschliffen: weil ich nachmittags zuhause bin, sieht Luise, dass vieles der Hausarbeit von mir erledigt wird. Sie ist sofort dabei, wenn ich sie bitte, zu decken oder die Wäsche in die Maschine zu stecken. Also habe ich ab und zu sofort sie gerufen, weil das schneller geht, als dauernd nach meinen großen Sohn zu schreien. Irgendwer lobt dann Luise, die sich immer so toll kümmert und zack – ist sie schon im Teufelskreis drin. Unter anderem weil Jahrzehnte lang vielen Jungen früher schon die Arbeit abgenommen wurde, haben wir heute dieses Mental Load-Problem. Sich kümmern fängt nämlich im Haushalt an!

Jedenfalls haben wir hier zuhause nun abgesprochen, dass die Kinder verschiedene Aufgaben übernehmen. Jimmy saugt den Boden, Luise wischt grobe Flecken weg. Alle Kinder bringen die Teller in die Küche und stellen sie in die Spülmaschine. Die Geschwister gehen gemeinsam Brot kaufen, bringen den Müll raus und laden Wäsche in die Maschine. Jimmy habe ich gezeigt, wie er seine Sachen aus dem Wäschekörbchen in den Schrank legt. Das klappt von mal zu mal besser und das Gebrummel überhöre ich einfach.

Tätigkeiten, die Kinder übernehmen können

In der Müttersprechstunde haben wir darüber gesprochen, welche Aufhaben Kinder übernehmen können. Haushaltstätigkeite wie

  • Altglas wegbringen
  • Tisch decken
  • Müll in die Tonne werfen
  • schmutzige Wäsche in den Wäschekorb räumen
  • Geschirr in die Spülmaschine
  • Spiegel und Fenster putzen
  • Geschirrspüler ausräumen
  • Blumen gießen
  • Kinderzimmer aufräumen
  • Jacke aufhängen
  • Brotdosen bringen
  • Pyjama zusammenlegen
  • Socken zusammenlegen
  • Staubsaugen
  • Stufen wischen
  • Schuhe aufräumen

Kümmern lernen von klein auf

Aber auch Kümmer-Aufgaben wie

  • ein Geschenk für den Opa überlegen
  • ein Bild für Papa malen
  • einem Verwandten zum Geburtstag gratulieren
  • der Mama ein Kühl- Kissen holen, wenn sie Kopfschmerzen hat
  • Postkarten aus dem Urlaub schreiben
  • eine Whatsapp-Nachricht tippen

können Kinder (und vor allem unsere Söhne) übernehmen. So lernen Jungen und Mädchen das Kümmern gleichermaßen und wir können die nächste Generation Mental Load-überlasteter Mütter möglicherweise verhindern. Vielleicht konnte ich dich dazu anregen, deinen Kindern mehr Verantwortung zu übertragen. Wenn du Lust hast, mehr darüber zu hören, findest du hier die Müttersprechstunde als Podcast.

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Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura

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