Über das Glück, Kinder zu haben

Wieso ein Kind?

Kinder kriegen, ist das heute noch eine gute Idee? Kann ich das jungen Frauen wirklich empfehlen? Naja, die Karriere ist erst einmal hin, würde ich sagen. 61 % weniger Gehalt kostet ein Kind, erklärt ein Artikel auf Edition F. Schlecht für die Umwelt ist es allemal, wie uns eine kinderlose Lehrerin in ihrem Manifest mitteilte. Dass ein Kind das Paarleben streckenweise auf Eis legen lässt, wird auch kaum einer bezweifeln. Dann sind da noch die durchwachten Nächte, die geschwächten Nerven und die fehlende Zeit für sich selbst. Später gehts weiter mit der Kitaplatzsuche, eine größere Wohnung zu finden ist nicht gerade ein Zuckerschlecken und in Sachen Familienpolitik gibts viele Baustellen, wie das neue Buch von Jenna Behrends beschreibt.

Genervt

Auch ich denke mir ganz schön oft: wieso mache ich das alles hier eigentlich? Reibe mich auf, habe kaum Zeit für mich, verdiene viel zu wenig Geld und verzichte auf Schlaf. Diese Gedanken habe ich regelmäßig und gestern war es ganz besonders schlimm. Ich war müde und sehnte mich nach nichts so sehr wie nach einer ausgedehnten Mittagspause. Aber ich musste den Kleinen von der Tagesmutter abholen, die Mittlere samt Freundin zum Kindergartenkumpel bringen und meinen Größsten beruhigen, der mal wieder irgendetwas super Wichtiges verloren hatte.

Also, lasst das lieber mit dem Kinderkriegen, oder wie? Nein, auf gar keinen Fall. Denn ich kann mir trotzdem nichts Schöneres vorstellen. Wie Alena Schröder in einem sehr schönen Artikel im Süddeutsche Magazin schrieb, ist es

doch trotz allem immer noch ein unglaubliches Privileg,  überhaupt Kinder bekommen zu können und sie in Frieden und in einem der wohlhabendsten Länder der Welt aufwachsen zu sehen.

Stolz

Auch wenn ich manchmal wirklich unendlich genervt davon bin , auf all die Fragen und Bitten meiner Kinder einzugehen, so bin ich doch vor allem ungemein stolz, sie beim Großwerden begleiten zu dürfen. Ich kann ihnen unsere Welt erklären oder sie mit ihnen gemeinsam entdecken, ich darf ihre Mama sein und bin für sie einer der wichtigsten Menschen, die sie kennen.

Ich erlebe, wie ein Junge von einem unbeholfenen Säugling zu einem selbstständigen Schulkind wird, das alleine durch das Dorf tourt, Freunde findet und Hobbys für sich entdeckt. Ich schaue mir diesen großen, kleinen Jungen manchmal an und finde ihn einfach nur toll. Was in seinem Kopf steckt, wie clever, lieb und lustig er ist.

Ich sehe, wie aus einem kleinen Mädchen die Begeisterung für Musik entspringt, als wäre es ein Samen, der langsam aufgeht. Ohne unser Zutun fängt Luise an, sich für Klänge, Instrumente und Noten zu interessieren und ich bin fasziniert davon, was alles in ihr steckt.

Ich genieße, wie sich ein kleiner Junge an mich schmiegt, wie sein Köpfchen durftet und seine kleine Hand sich in meine legt. Ich liege abends neben ihm, höre ihm beim Atmen zu, weiß, dass er auch bald groß ist und bin wirklich glücklich, dass wir ihn haben.

Glücklich

Manche Nachmittage mit den Kindern scheinen mir endlos und ich ertappe mich dabei, wie ich mir vorstelle, wo ich jetzt lieber wäre: in der Stadt shoppen, im Café beim Espresso trinken, auf dem Feld beim Laufen. Aber im Verhältnis zu meiner Lebenszeit sind die Stunden, die ich mit ihnen verbringe, solange sie klein sind, doch wenig. Sie werden vorbei gehen und ich finde wieder Zeit für mich. Ich wette, in zehn Jahren sitze ich mit einem Espresso in der Stadt und wünschte mir, ich würde mit Klein-Oskar noch einmal auf dem Spielplatz Sandburgen bauen.

Weißt du, auf was ich mich freue? Wenn die Kinder groß sind, werden sie uns besuchen kommen und uns von ihrem Leben erzählen. Wird Jimmy Profi-Fußballer bei Borussia Dortmund oder wird er in Heidelberg Sportmanagement studieren? Wird Luise, so ihr jetziger Plan, als Tierärztin in München leben? Und wird Oskar Feuerwehrmann oder doch lieber Automechaniker?

Dankbar

Ich finde Debatten wichtig, die sich um Gleichberechtigung, Frauenrollen, Familienpolitik oder Umweltschutz drehen. Mir liegt etwas daran, Frauen die finanzielle Unabhängigkeit schmackhaft zu machen. Ich streite mich gerne mit Freunden über Ehegattensplitting und den Gender Pay Gap. Mich ärgert, dass wir Mütter für so viel zuständig sind, unter Mental Load leiden und möchte etwas dagegen tun. Wenn ich mir dann aber meine Kinder anschaue, dann würde ich mich immer wieder genauso entscheiden. Ich liebe sie aus tiefem Herzen und bin dankbar, dass ich es bin, die sie begleiten darf.

Ich wette, es geht dir ganz genauso. Eltern sein ist aufreibend und anstrengend und wie oft liegen wir fix und alle auf dem Sofa und können nicht mehr. Wie oft nerven uns die äußeren Umstände, in denen wir Kinder groß ziehen, und finden die Verhältnisse ungerecht. Aber wie schön ist es gleichzeitig, Eltern sein zu können? Kinder sind ein unermessliches Glück und sie zu bekommen ist nicht selbstverständlich. Lasst uns nicht aufhören, für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Aber erinnern wir uns auch gleichzeitig daran, wie schön es ist, Kinder zu haben.

Bleib fröhlich und unperfekt,

deine Laura

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