Es gibt so Tage, da bin ich weit entfernt von der Person, die ich sein möchte. Ich bin ein grantiger, schlecht gelaunter Muffel und bin doof zu meinen Liebsten. Oder ich bin gestresst und ungeduldig, meckere die Kinder für Dinge an, für die sie eigentlich nichts können. Dann kann ich mich selbst nicht leiden und weiß, dass ich mal wieder raus an die Luft muss. Ich denke, das ist soweit normal. Jede(r) von uns hat solche Tage, kein Mensch kann immerzu geduldig und gut gelaunt sein. Auch die Kinder müssen da durch, dennoch habe ich so eine kleine Strategie entwickelt, mich selbst daran zu erinnern, was ich für eine Mutter sein möchte. Und davon möchte ich dir heute erzählen!
Mein Gedankensalat
Seit ich Kinder habe, nimmt der Teil in mir, der als Mutter denkt und handelt, den größten Platz in meiner Selbstwahrnehmung ein. Du kennst das sicher: die Gedanken sind oft bei den Kindern, ich denke zum Beispiel darüber nach, was ich für sie koche, welche Termine wir haben, ob wir es heute endlich schaffen, auf Oskars Lieblingsspielplatz zu gehen und dass ich schon so lange nicht mehr mit Luise gemalt habe. Manchmal mache ich mir auch ein paar Sorgen über dies und das oder denke über die Zukunft meiner drei Mäuse nach. Ich glaube, Anton ist da anders. Priska vom Blog Mamalismus hat mal so schön gesagt, dass Männer in Schubladen denken können, und genau so ist das bei ihm. Er ist im Büro und denkt nur über seine Zahlen nach, er baut mit Oskar Lego-Türme und ihm ist die Schmutzwäsche egal, er bügelt Hemden und hat dabei seinen Job vergessen.
Bei mir ist das anders, es flippt und flirrt hin und her. Während ich bügle, plane ich im Kopf den Urlaub, wenn ich mit Oskar spiele, sind meine Gedanken beim Abendessen, wenn ich am Schreibtisch sitze, google ich Ideen fürs Mittagessen. Manchmal bin ich ganz erledigt von mir selber und würde zu gerne mal nach innen rufen: nun sei doch endlich still und mach eine Sache nach der anderen.
Welche Eigenschaften möchte ich haben?
Aus diesem Grund brauche ich viele Ordnungssysteme und Möglichkeiten, mich zu orientieren. Kalender, To Do-Listen, Projektmanagement-Tools und Ordner. Und weil ich auch in meinem Mama-sein gerne einen Anker habe, habe ich mir mal überlegt, wie ich eigentlich gerne sein möchte.
Ich habe mir dazu ganz viele verschiedene Eigenschaften aufgeschrieben, die ich einer Mutter zuordnen würde:
- fürsorglich
- liebevoll
- lustig
- hilfsbereit
- abenteuerlustig
- authentisch
- ausgeglichen
- nervenstark
- dankbar
- effizient
- ehrlich
- empathisch
- fair
- flexibel
- fröhlich
- gemütlich
- gerecht
- großzügig
- freundlich
- kameradschaftlich
- kreativ
- leidenschaftlich
- neugierig
- offen
- optimistisch
- ordentlich
- Sicherheit gebend
- tolerant
- verlässlich
- kuschelig
Dein Weg zu dir
Keine Sorge, Niemand kann all diesen Eigenschaften entsprechen. Das sind lediglich alle guten Eigenschaften, die mir eingefallen sind und von denen Kinder sicherlich profitieren. Ich habe mich dabei vom tollen Kalender „Ein guter Plan – Familienedition“ inspirieren lassen, indem eine ähnliche Liste zu finden ist.
Mach doch nun mal mit! Schreib dir all diese Eigenschaften auf eine Liste und folge nun der Aufgabe, die in dem Kalender beschrieben ist: umkreise 12 dieser Eigenschaften, bei denen du ein warmes Gefühl im Bauch bekommst: Ja, genau so möchte ich als Mama sein. Das sind für mich die wichtigsten Eigenschaften, wenn ich so bin, tut es meinen Kindern gut. Und das ist auch eine Eigenschaft, die zu mir passt.
Nun geht es weiter. Wenn du 12 Eigenschaften untereinander notiert hast, wägst du jeden Wert gegeneinander ab. Schau dir den ersten Wert an. Ist er dir wichtiger als der zweite Wert? Dann mache hinter dem ersten einen Strich. Wenn nicht, machst du hinter dem zweiten einen Strich. Nun vergleichst du den ersten Wert mit dem dritten, dann mit dem vierten und so weiter. Hast du alle 12 durch, machst du mit dem zweiten Wert weiter. Vergleiche diesen mit dem dritten, dem vierten usw. Anschließend hast du eine Liste mit 12 Eigenschaften, hinter denen unterschiedlich viele Striche zu sehen sind. Die drei Werte mit den meisten Strichen schreibst du dir heraus.
Mein Anker im Chaos
Ich habe meine zwölf Eigenschaften rausgeschrieben und es war nicht immer ganz leicht, die eine gegen die andere abzuwägen. Finde ich es wertvoller, fürsorglich oder optimistisch zu sein? Wenn ich mir dann solche Gedanken mache, wird mir immer klarer, welche Werte mir wichtig sind und welche ich an die Kinder weitergeben möchte. Ich finde Fürsorglichkeit unverzichtbar, aber Optimismus ist etwas, das ich für das zufriedenes Leben unerlässlich finde. Es gibt so viel Elend und Leid auf der Welt, auch uns kann etwas Schlimmes passieren. Ich möchte als Mama gerne ein Optimismus versprühender Leuchtturm sein und meinen Kindern auch in schlechten Zeiten Hoffnung geben und ihnen zeigen, dass man in vielen Schwierigkeiten des Lebens auch etwas Gutes finden kann.
Wie möchtest du sein?
Das muss nicht unbedingt deiner Einstellung entsprechen, aber vielleicht verdeutlicht dir das, wie du deinen eigenen Anker findest und wie du dir mit diesen Eigenschaften über deine eigenen Werte in deiner Beziehung zu den Kindern klarer wirst. Du hast am Ende, auch wenn das ein kleines Stück Arbeit ist, nur mehr drei Eigenschaften übrig. Diese sollen dich von nun an leiten. Bei mir sind das:
Liebevoll sein, optimistisch sein und den dritten Platz teilen sich kuschelig sein und Sicherheit gebend.
Diese Eigenschaften habe ich auf einen Zettel geschrieben und mir an den Kühlschrank gepinnt. Wenn ich mich mal wieder verliere in all dem Alltagschaos oder ich meinen inneren Kompass verliere, gucke ich dorthin und weiß, was ich für ein Mensch und vor allem was für eine Mama ich sein möchte. Oft weiß ich dann, wie ich nun am besten handle, welche Prioritäten ich setzen soll oder wie ich mich am besten nun meinen Kindern gegenüber verhalte. Habe ich mich mit Jimmy gezofft? Dann könnte ich ihn jetzt einfach feste in den Arm nehmen und kuschelig sein. Hat Oskar Angst vor seinem ersten Kindergartentag? Dann gebe ich ihm ganz viel Sicherheit. Wenn ich ansonsten nicht besonders kreativ bin und mal wieder nicht mit Luise gemalt habe und auch nicht sehr flexibel war, was die Wochenendplanung angeht, ist das nicht weiter schlimm.
Und nun hoffe ich, du hast Lust bekommen, dieses kleine Experiment zu machen. Sicher hilft es dir im Alltag und deine drei wichtigsten Eigenschaften sind dir ein Kompass. Wir können nicht immer so sein, wie wir es gerne wären. Aber wir können es probieren und uns an den Werten orientieren, die für uns zählen, ganz individuell.
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura
Wo eine Mama alleine ist, sind viele Mamas ein gutes Team! Hast du Lust, mal in der Müttersprechstunde vorbei zu schauen? Auf meinem Instagram-Kanal kannst du dir die Live-Videos noch bis zu 24 Stunden anschauen. Wir diskutieren übers Mamasein, Kinderhaben, über Vereinbarkeit von Familie und Beruf und über noch viel mehr. Ich freu mich auf dich!