Warum ich ohne meinen Beruf unglücklich bin
Letzte Woche hat mich ein Text sehr beeindruckt: Vereinbarkeit geht nur zusammen! Diese 11 Dinge haben wir durch unser Modell gelernt.
Coachin Hanna schrieb auf Edition F darüber, dass sie sich schon vor der Geburt ihres Kindes Gedanken darüber machte, was das Mamawerden für ihr (Arbeits-)Leben bedeuten würde. Sie wollte kein traditionelles Familienmodell leben und den Großteil der Hausarbeit und der Kinderbetreuung übernehmen, sondern auch ein Leben haben, das außerhalb der Familie stattfindet.
Achtung, Mütterfalle!
Hanna hat mit ihrem Partner darüber gesprochen und das zur Bedingung der Familiengründung gemacht. Heute berät sie in ihrer Coaching-Praxis Frauen und Mütter und gibt ihnen diesen weisen Rat, der ihr das Leben so viel einfacher gemacht hat: „Macht euch Gedanken und sprecht, wenn möglich, vor der Schwangerschaft mit eurem Partner über eure Zukunft.“
Von alleine wird sich nämlich nichts finden, sagt Hanna, und das kann ich nur bestätigen. Ich habe mir vor neun Jahren keine wirklichen Gedanken über Anton und meine berufliche Zukunft gemacht. Oder besser gesagt: ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, ob dieses klassische Modell, der Mann arbeitet Vollzeit, die Frau maximal Teilzeit, etwas für mich ist. Ich wollte ein Kind, wurde schwanger und irgendwie sind Anton und ich einfach den Weg gegangen, den alle anderen Eltern um uns herum gingen: die Mütter blieben ein Jahr in Elternzeit, einige auch länger. Die Väter blieben nach der Geburt ein paar Wochen zuhause, nahmen sich Urlaub oder maximal zwei Monate Elternzeit. Nur eine einzige Freundin von mir machte es anders. Weil sie als Lehrerin verbeamtet werden wollte, blieb ihr Mann ein Jahr zuhause, während sie in die Schule ging.
Frust in der Elternzeit
Ich selber habe schon während des Jahres zuhause gemerkt, dass ich keine große Freude an der Hausarbeit hatte. Ich fühlte mich einsam, isoliert und freute mich wieder auf meinen Job. Dort wollte ich in Teilzeit einsteigen, Vollzeit wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen. Anton zu fragen, ob er seine Arbeitszeit nicht reduzieren wolle, fiel mir auch nicht ein und das bereue ich heute sehr. Es war natürlich auch eine finanzielle Frage gewesen, aber irgendwie hätten wir das schon hinbekommen. Es hätte uns einfach einen Weg in die für uns richtige Richtung geebnet, nämlich eine gerechtere Aufteilung von Beruf und Familie.
Ich bin in dieses Muster geraten, das unser System aus der Vergangenheit kennt, wie Hanna es in ihrem Text umschreibt. Die Mutter bleibt zuhause und kümmert sich um die Kinder, das kennen wir aus eigener Erfahrung und aus einer langen Tradition heraus. So, wie es alle machen, machte ich es eben auch und fiel wenig später hart auf den Boden der Tatsachen. Hätte ich früher gewusst, dass ich nicht die typische Mutter bin, die diese starke Symbiose aus Mama und Baby dauerhaft genießt, wäre ich vielleicht eher in der Lage gewesen, Anton meine Vision einer gleichberechtigten Elternschaft schmackhaft zu machen. So wie Hanna es rät, hätten wir eine Idee entwickelt, wie wir beide Eltern werden können, ohne dass eine(r) von uns beruflich stark zurücksteckt. „Ein Leitstern des gemeinsmen Elternseins“, nennt Hanna diese Idee, die natürlich immer ganz individuell ist. Dieser Leistern hätte es mir in meinem zukünftigen Leben so viel leichter gemacht.
Finanziell auf eigenen Beinen stehen
Ich war sehr unglücklich mit meinem beruflichen Werdegang, hatte mir aber auch kein richtiges Konzept überlegt. Bei jedem weiteren Kind machte ich einfach alles so wie vorher. Anton kam das entgegen. Er hat einen sicheren, gut bezahlten Job, ich blieb zuhause und kümmerte mich um die Kinder. Waren die Kinder ein Jahr alt, habe ich ein wenig dazu verdient und unsere Haushaltskasse aufgebessert. Es hätte alles so bleiben können, wenn ich nicht immer unzufriedener geworden wäre. Irgendwie wurde mein Wunsch immer stärker, endlich mehr Geld zu verdienen und finanziell unabhängiger sein. Auch ich wollte mal den Geldbeutel zücken, um Anton einzuladen. Mir fehlte mein Beruf, mir fehlte das Schreiben und der Austausch mit Kollegen und Kolleginnen. Irgendwie war ich nur ein halber Mensch. Ein anderer Aspekt wurde mir klar, den ich bisher vernachlässigt hatte: Würde Anton etwas passieren und wir wären auf meine Arbeitskraft angewiesen, könnte ich nur sehr schwer für uns aufkommen.
In den letzten Jahren habe ich so vieles verstanden: mein Leitstern des gemeinsamen Elternseins ist die gleichberechtigte Elternschaft. Ich möchte, dass wir uns beide um die Kinder kümmern und ich möchte, dass wir beide keine Vollzeitstelle haben, solange die Kinder klein sind. Eine 60%-Stelle für mich, eine 80%-Stelle für Anton, dann bliebe auch für ihn genug Zeit, um mindestens zwei Nachmittage in der Woche mit den Kindern zu verbringen. Das Geld, das wir dadurch weniger hätten, sehe ich als eine Investition in meine berufliche Zukunft. Denn wenn wir beide im Job auf sicheren Beinen stehen, muss Anton die Last nicht alleine tragen. Für mehr Zufriedenheit verzichte ich auf jeden teuren Urlaub, auf materielle Dinge oder ein Auto.
Die Umstände passen sich an die Familie an
Hanna und ihrem Mann war all das schon vorher klar. Als sich die Umstände änderten und der Arbeitgeber von Hannas Partner eine Arbeitszeitreduzierung nicht erlauben wollte, kündigte er und suchte sich eine neue Stelle. Damit ist er sicherlich ein gewisses Risiko eingegangen, aber ihr gemeinsamer Weg war ihnen wichtiger. Ich bewundere es sehr, dass sie sich nicht haben abbringen lassen von ihrer Vision. Und der Mut hat ihnen recht gegeben. Ihr Pragmatismus zeigt sich in folgendem Zitat:
Wir haben uns ein Kind gewünscht, wir wollen mit ihm zusammen Zeit verbringen, und zwar wir beide. Deswegen passt sich unser Leben nun an die Umstände und Bedürfnisse einer Familie an und nicht anders herum!
Nimm dein Schicksal in die Hand
Hanna spricht den Frust an, den viele Eltern vor sich herschieben, weil die Bedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie so schwer sind. Sie findet, dass man aber bei sich selbst starten soll: „ Seid selbst die Veränderung, die ihr in der Welt sehen wollt!“ Man solle in kleinen Schritten anfangen und sein Leben verändern, rät Hanna, wenn man unzufrieden ist. Wir machen das bei uns zuhause, aber es sind tatsächlich kleine Schritte. Ich arbeite mittlerweile den ganzen Montag, Anton kümmert sich nachmittags um Kinder und den Haushalt. Wäsche und Küche, Einkauf und Co hat er schon immer genauso gemacht wie ich, wenn er denn zuhause war. In der Zukunft planen wir, das noch besser aufzuteilen. Anton ist sehr gerne mit unseren Kindern zusammen und ihm wird immer bewusster, dass auch der kleine Oskar nicht mehr allzu lange klein ist. Sind mal alle Kinder in der Schule, voraussichtlich in Ganztagsschulen bis am Nachmittag, können wir unser Konzept noch einmal überdenken. Wir diskutieren viel, es gibt finanziell Einiges zu besprechen. Wir müssten jetzt für unser Alter vorsorgen, vor allem mein Rentenkonto braucht dringend Futter.
Ich gebe zu, bliebe alles beim Alten, wäre es einfacher und unkomplizierter. Als Frau bin ich aber die Leidtragende, wenn etwas schief läuft. Und der unkomplizierte und traditionelle Weg macht mich unglücklich. Ich bin daher für den umständlicheren Weg, der Anton und mich Diskussionen, ein paar Euros weniger und viel Organisiererei kostet. Einen besonders positiven Aspekt sehe ich in unserem Weg: seitdem Anton nachmittags zuhause ist und ich mehr arbeite, haben wir noch mehr Verständnis füreinander. Eine Sache sehe ich aber als den allergrößten Vorteil an: wir beide können uns bei der Arbeit von der anstrengenden Zeit mit den drei Kindern erholen. Gleichzeitig finden wir im Zusammensein mit ihnen einen unglaublichen Ausgleich zur Arbeit. Nichts macht so selig, wie mit ihnen zu lachen, sie beim groß werden zu begleiten und sie zu unterstützen. Das zu erleben wünsche ich Anton von Herzen. Wie viele Väter haben eine Generation vor uns kaum etwas mitbekommen vom Alltag ihrer Kindheit. Und wie heißt es so schön: ihr Alltag ist ihre Kindheit.
Wie sieht euer Weg aus?
Unser perfektes Modell wäre das von Hanna und ihrem Mann, aber bis dahin ist es noch ein Stückchen Weg. Wir gehen ihn, weil er uns am glücklichsten macht und wir tun alles, um die Hindernisse zu überwinden. Vielleicht sieht es bei dir zuhause anders aus und euer Leitstern leuchtet in einer anderen Farbe. Denn auch wenn ich gleichberechtigte Elternschaft persönlich befürworte, ist das nicht der einzig richtige. Ich kenne Mütter, die sind unglaublich gerne zuhause, vermissen ihren Beruf nicht und sind, so hoffe ich doch, über ihren Partner finanziell abgesichert. Es gibt auch viele Paare, da möchte der eine Gleichberechtigung, aber der andere ist dafür nicht bereit. Das ist natürlich ein schwieriger Fall. Noch schwieriger ist es, wenn Eltern sich aus finanziellen Gründen solche Gedanken gar nicht machen können und einfach beide Vollzeit arbeiten müssen, weil sonst das Geld nicht reicht. Es gibt ja sogar Mütter und Väter, die zwei Jobs haben. Teure Mieten, Kinderbetreuungskosten und niedrige Löhne führen dazu, dass das Leben als Eltern so ganz besonders schwer wird. Und dann sind da noch die Mamas und Papas, die ihre Kinder alleine erziehen. Sie haben natürlich noch ganz andere Herausforderungen zu meistern und brauchen in unserem Land dringend mehr Unterstützung.
Nun wünsche ich dir, dass ihr mit eurem Weg glücklich und zufrieden seid. Wenn nicht, schaut dir mal Hannas Tipps an (siehe der Link am Anfang des Textes). Sie hat 11 Learnings aufgeschrieben, die ihr einzeln durchgehen könnt. Hanna kommt übrigens bald in die Müttersprechstunde und wird uns noch mehr aus ihrem Lebensmodell erzählen. Mehr über Hanna und ihr Coaching-Angebot findest du hier.
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura
Auch Hanna von familiert hat über Mütter und ihren Job geschrieben. Sie ist in Elternzeit und vermisst ihre Arbeit. Warum ich es wichtig finde, darüber zu schreiben? Viele Mütter sind traurig, weil sie nicht oder nur wenig arbeiten. Sie haben aber ein schlechtes Gewissen, weil sie denken, als Mama darf man solche Gedanken nicht hegen. Genauso, wie es Frauen gibt, die am liebsten so viel Zeit wie möglich mit ihren Kindern verbringen, gibt es Frauen, die ebenso gerne wieder berufstätig sind. Ganz genauso wie bei den Papas. Aber die werden nie schräg angeschaut, wenn sie viel und gerne arbeiten. Ungerecht, oder?
Die Müttersprechstunde gibts jetzt auch auf die Ohren!
Du kannst meinen neuen Podcast, Lauras Müttersprechstunde, nun auch über Itunes und Co abonnieren. Ich freue mich, dich im Mama-Erfolgsteam begrüßen zu dürfen. Hier gehts auch um das Thema Beruf, Wiedereinstieg oder finanzielle Sicherheit, wenn Mütter länger zuhause bei den Kindern bleiben.