Endlich den Kopf frei kriegen: 6 Tipps, um Essentialistin zu werden (Buch-Empfehlung)

Schon länger frage ich mich, was Eltern für sich selbst tun können, um ihren Mental Load ein Stück zu reduzieren. Vor allem alleinerziehende Mütter und Väter wird die Frage interessieren, die aktuell niemanden haben, mit dem sie die mentale Last teilen können. Die ultimative Lösung aller Probleme wird es so schnell nicht geben, dafür brauchen Familien in erster Linie gesamtgesellschaftliche Unterstützung wie flächendeckende Kindergartenplätze und Ganztagsschulen mit Sportangeboten und intensiver Hausaufgabenbetreuung. Aber so lange das noch in den Sternen steht, können wir auch etwas im Privaten tun.

Mutter unter Druck

Seit Jahren wird Elternschaft immer professioneller. Es gibt kaum ein Thema, zu dem es keinen Ratgeber gibt, und wir planen viele Ereignisse wie Großprojekte. Kindergeburtstage, Buffetbeiträge fürs Kindergartenbuffet, selbstgenähte Kostüme zu Fasching – viele Eltern hängen sich beim Selbermachen richtig ins Zeug und achten bei Kleidung und Nahrung auf beste Qualität. Manchmal scheint es, als wären selbstgebastelte Schultüten und Wolle-Seide-Bodys für Babys ein Zeichen wahrer Liebe. Und genau hier können wir Eltern ansetzen. Der Essentialismus hilft dabei, denn vor allem uns Müttern fällt es oft schwer, uns diesem Druck zu entziehen, der unsere mentale Belastung befeuert. Ich erinnere mich an Kindergeburtstage, die ich zwei Wochen vorher plante, einschließlich selbsgebastelten Einladungen und Mitgebsel-Tüten, oder an Faschingskostüme, für die ich noch nachts fluchend an der Nähmaschine saß. Viele dieser Vorhaben haben meine To-do-Listen immer länger werden lassen und der Feierabend rückte in noch weitere Ferne.

Essentialismus

Jetzt habe ich Essentialismus von Greg Mc Keown (Affiliate Link) gelesen und mir ein kleines Regelwerk verfasst, das ich dir heute vorstellen möchte. Hier kommen sechs Tipps, die wir zuhause umsetzen können:

1. Weniger, aber besser

Ich wuselte die letzten Wochen durchs Haus und trug eines immer mit mir herum: ein schlechtes Gewissen. Homeschooling, Hausarbeit, Home Office und Haushalt wurden zu einem immensen Berg an Arbeit, sodass ich meist erschöpft war. Ich gebe zu: in den wenigen freien Minuten hatte ich einfach keine Lust, mich mit den Kindern zu beschäftigen. Wenn sie fragten „Mama, spielst du mit mir?“, entwickelte ich Fluchtreflexe und kauerte mich mit einem Buch und einem schlechten Gewissen in eine Ecke unseres Hauses. Nun habe ich beschlossen: nicht viel, dafür intensiv spielen. Eine halbe Stunde mit meiner Tochter Playmobil aufbauen, eine Runde Ligretto mit dem Kleinsten oder mit Jimmy abends im Bett die Känguru-Chroniken hören. Weniger, aber besser, das gilt für so vieles. Wäre das auch ein Anreiz für dich?

2. Sich um echte Kompromisse bemühen

Vielleicht nimmst du dir wie ich viele Dinge vor und möchtest diese auch erledigen. Erst die Arbeit am Schreibtisch fertig kriegen, dann eine Lasagne kochen, anschließend mit den Kindern auf den Spielplatz, abends noch die Steuerunterlagen sortieren – am Ende des Tages bin ich frustriert, weil es nicht so gelaufen ist wie gedacht. Besser wäre es, echte Kompromisse zu machen und seine Zeit und Kraftreserven im Blick zu haben. Denn oft bin ich nach einem ganzen Vormittag am Schreibtisch erledigt und mache lieber eine Pause. Also keine Lasagne, dafür Pommes in den Ofen schieben. Spielplatz ist eine gute Idee, aber das mit den Steuerunterlagen machen Anton und ich am Wochenende zusammen. Nach einem langen Tag lese ich lieber oder guck mir eine Serie an. Machen wir echte Kompromisse – vor allem mit uns selbst.

3. Sich nicht zu viele Ziele setzen

In den Pfingsferien möchte ich gerne den Keller aufräumen, einen Blogtext veröffentlichen, mit den Kindern schöne Dinge unternehmen, alte Kinderklamotten verkaufen und einen Halbmarathon planen. Du lachst, aber ich mache gerne Pläne und setze mir (viel zu) viele Ziele. Besser ist es, sich gute Ideen aufzuschreiben, dann sind sie aus dem Kopf. Aber es sollte immer nur eine Sache auf der Agenda stehen, denn sonst sind wir bei allen Ideen gleichzeitig und das Hirn fängt an zu qualmen.

4. Setze Prioritäten, sonst tun es andere für dich

Wenn wir nicht entscheiden, was uns im Leben wichtig ist, tun es andere – die Erfahrung habe ich oft gemacht. Wenn ich nicht meine Arbeitszeit am Schreibtisch eingrenze, um noch Zeit für mich und die Kinder zu haben, wird meine Arbeit endlos sein, denn es trudeln immer Mails ein. Achte vor allem auf deine wenige Freizeit und bedenke bei jedem „ja“, das du zu anderen sagst, dass das schnell zu einem „nein“ zum Lesen, Sport machen, Rumhängen und Ausruhen wird.

5. Habe den Mut, dich gegen soziale Erwartungen zu stellen

Eine sehr schwere Aufgabe, ich weiß. Mütter sollen ja heute alles können: berufstätig sein, dabei sehr viel Zeit für die Kinder haben, liebevoll und geduldig bleiben, basteln, kochen und backen und dabei am besten auch noch gut aussehen. Erfüllen wir diese Attribute nicht, wird uns garantiert von irgendwo mitgeteilt, dass es einen Mangel gibt („ist dir nicht langweilig so ohne Job?“ „Ist dein Kind nicht zu klein, um den ganzen Tag zu arbeiten?“), dabei spielen auch Instagram oder bestimmte Frauen-Zeitschriften eine Rolle. Die Herausforderung ist groß, aber wenn man einmal den Mut hatte, sich über die Erwartungen der anderen hinwegzusetzen, wird es leichter.

6. Spiele und schlafe

Bist du zur Zeit auch immer so müde? Dabei ist Schlaf so wichtig! Bitte deine Familie, dich am Wochenende zumindest einmal ausschlafen zu lassen (die Kinder dürfen dann bei uns auch mal ab acht Uhr morgens Kika schauen), geh abends nicht zu spät ins Bett und lass dich direkt von deinem Handy erinnern, wann es dafür Zeit ist. Außerdem ist Spielen unglaublich wichtig, um das Gehirn zu entspannen. Ich habe neulich meine alte Playmobil-Leidenschaft wiederentdeckt, als ich meiner Tochter meinen alten Ponyhof aus dem Keller meiner Eltern mitbrachte. Wir saßen versunken in ihrem Zimmer, bauten und sortierten und waren total im „Flow“.

Erobern wir uns unser Leben zurück!

Im Buch von Greg Mc Keown geht es darum, EssentialistIn zu werden. Dabei stehen wir vor einigen Hürden, denn „Nein“ sagen muss gelernt sein und wir neigen dazu, alle Dinge gleichzeitig zu machen, um den Berg an Arbeit zu bewältigen. Viele Chancen können nicht länger wahrgenommen werden, dafür setzen wir aber die Prioritäten in unserem Leben selbst. Mental Load entsteht, weil wir einerseits für viele Dinge verantwortlich gemacht werden (und es natürlich auch sind), aber manche Aufgaben stellen wir uns selbst und hier gilt es, auszusortieren. Ich würde gerne ein Faschingskostüm für die Kinder schneidern oder beruflich noch mehr leisten, aber am Ende gehen all diese Projekte auf meine eigenen Kosten. Mc Kewon schreibt:

Der Nicht-Essentialist will alles: Er versucht, alles zu tun, alles zu haben, alles zu bewältigen. Sein Handeln ist von der falschen Logik getrieben, dass er mehr erreichen wird, je stärker er sich bemüht, aber je mehr wir nach den Sternen greifen, desto schwerer fällt es uns, uns vom Boden zu lösen. Ein Essentialist agiert anders. Anstatt zu versuchen, alles – und alles auf einmal – zu bewältigen und sich damit zu verzetteln, fängt der Essentialist klein an und feiert seine Fortschritte. (S. 223)

In diesem Sinne mache ich jetzt zwei Wochen Pfingstferien und hoffe, auch du kannst mal durchatmen. Die letzte Zeit war für uns alle anstrengend und wir müssen dringend ausschlafen, ausruhen und Spaß haben. Am 22. Juni erscheint endlich mein Buch und du kannst es bereits hier (Affiliate Link) vorbestellen (oder bei deinem örtlichen Buchhandel!). Bleib fröhlich und unperfekt,

deine Laura

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