Gefühlsarbeit ist ein wichtiges Thema und für mich der Grund für ziemlich viel Stress bei Müttern. Warum aber kennen wir uns damit so gut aus? Wieso füllen wir die Schultüten der Kinder, denken über Geburtstagsgeschenke nach, haben alle Termine im Blick und sorgen dafür, dass sich alle um uns herum wohl fühlen?
Ganz klare Sache ist in vielen Beziehungen, dass das Kümmern in den Händen der Frauen liegt. Wir haben es ja auch von klein auf so gelernt. Die Mutter hat früher schon die Weihnachtskarten geschrieben, hat Ausflüge geplant und die Bekannten eingeladen. So habe ich mitbekommen, wie wichtig diese Gefühlsarbeit ist und dass ich sie tun muss, weil auch ich eine Frau bin. Bis heute ist es in vielen Familien so: Die Männer bringen das Geld nach Hause, aber an die Weihnachtskarten zu denken oder sie gar zu schreiben ist für viele ein Ding der Unmöglichkeit.
Sozialisierung und ihre Folgen
Viele Kinder wachsen (manchmal auch heute noch) auf mit dem Spruch, dass Jungs nicht weinen. Bilder für Oma malt die Tochter, der Sohn „ist eben nicht so der Zeichner.“ Mädchen kümmern sich um Puppen, Jungs spielen mit gefährlichen Autos. Später versorgen die Frauen die Babys und die Männer sind für das Familien-Einkommen verantwortlich. Die Sozialisierung steckt tief in unseren Knochen und führt dazu, dass wir Frauen die wichtige Gefühlsarbeit oft alleine machen. Dabei wäre es für uns eine Entlastung, nicht die ganze Verantwortung zu tragen und für die Männer wäre das Kümmern ein riesen Gewinn! Zeit also, das zu ändern. Dafür brauchen wir Vorbilder und ich habe mich auf die Suche gemacht.
Lass das mal den Papa machen
„Männer sind oft nur zu Besuch in ihrem eigenen Leben“, sagt Nils Pickert. Er ist Vater von vier Kindern und kümmert sich hauptsächlich um sie, während seine Lebenskomplizin berufstätig ist. Nils ist neben der Hausarbeit freier Autor und Journalist sowie seit 2014 Chefredakteur von Pinkstinks, einer Protest- und Bildungsorganisation gegen Sexismus und Homophobie. Wieso er ab und zu Röcke trägt? In einem Artikel für Emma hat er den Grund aufgeschrieben:
„In meinem Fall hat das damit zu tun, dass ich meinem Sohn nicht ausreden wollte, Kleider und Röcke zu tragen. Weil er sich damit auch in Berlin keine Freunde gemacht hat, blieb mir nach reiflicher Überlegung nur eine Möglichkeit: Die Schultern für meinen kleinen Kerl breit zu machen und mir selbst einen Rock anzuziehen. Schließlich kann ich ja von einem Kind im Vorschulalter nicht das gleiche Durchsetzungsvermögen erwarten wie von einem Erwachsenen. So ganz ohne Vorbild. Das Vorbild bin jetzt also ich.“
Für mich ist Nils ein tolles Vorbild für seine Kinder und für andere Männer. Deshalb habe ich für meinen Podcast „Lauras Müttersprechstunde“ mit ihm gesprochen und ihn interviewt. Wieso ist es für Eltern manchmal anstrengend, mit den Konventionen zu brechen? Was ist es eigentlich für ein großer Quatsch, dass Papas sich nicht genauso gut kümmern können wie Mamas? Wir brauchen mehr Väter wie Nils, die zeigen, wie männlich es ist, zuhause die Verantwortung zu übernehmen. Viel Spaß beim Hören und vielleicht spielst du die Folge direkt laut im Wohnzimmer!
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura