Ich spüre es in mir drin, die Wut kommt hoch und ich flippe gleich aus. Wieso zum Teufel nochmal macht dieses Kind einfach nie, was ich sage, und schmeißt die Klamotten einfach auf den Boden? Ich bin doch hier nicht die Dienerin, die alles vom Boden hebt, was der werte kleine Herr fallen lässt. Wie ein Feuer, das sich gleich seinen Weg aus meinem Rachen an die Luft sucht, bahnt sich ein Wutanfall an. Und was mache ich? Ich singe!
Rechtsberatung: Singen gegen die Wut
Jetzt denkst du sicher, spinnt die Laura, oder was? Aber ich muss an dieser Stelle Juramama Nina Straßner erwähnen, die mir am Samstag bei der wunderbaren Blogfamilia-Konferenz einen Tipp gab. Immer, wenn sie kurz davor ist, ihre Kinder anzuschreien, singt sie die Worte, denn wer singt, kann nicht gleichzeitig brüllen. Wer singt, bekommt bessere Laune. Wer singt, den gucken die Kinder so komisch an, dass am Ende alle lachen. Sie singe oft ihre Befehle heraus und habe das im Waldorf-Kindergarten gelernt. Dort gibts natürlich keine Befehle, aber die ErzieherInnen sprechen immer in einem Singsang mit ihren Kindern, erzählte Nina. Und deshalb probiere ich es aus:
„Ich habe dir schon immer gesagt, dass du deine Jacke aufhängen sollst und ich habe keine Lust, sie immer wieder aufzuheben. Also bitte geh in den Flur und hole es nach“, singe ich Jimmy zur Melodie von „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ vor.
Ich habe das bereits auf Instagram geschrieben und viele Leserinnen stellten die Frage, ob das Kind denn die Jacke dann auch aufhänge? Ich musste sie enttäuschen, leider führen meine Kinder meine Bitten deshalb nicht schneller aus, weil ich singe. Aber ich habe dafür meist meine Wut besser im Griff und ich kann mich wieder besser darauf besinnen, dass Kinder es einfach nicht verstehen, dass Mütter (und Väter) gerne ein wenig Ordnung im Flur haben. Dass ein riesen Kuddelmuddel aus Jacken, Matschhosen, Gummistiefeln und Butterbrotsdosen bei mir zu Bluthochdruck führen, verstehen sie ebenso wenig wie das Kleingedruckte meines Bausparvertrags. Also singe ich erst einmal, die Kinder gucken blöd, ich muss ein bisschen lachen, weil ich es immer witzig finde, wenn die Kinder mich für verrückt halten und schon ist die Wut ein wenig verraucht. Wir essen erst einmal etwas und nach dem Nachtisch bitte ich die Kinder noch einmal, dieses Mal mit der Melodie von Alfed J. Quack und seinem „Warum bin ich so fröhlich“, selbstverständlich mit holländischen Akzent und wenn ich ganz gut drauf bin, mit Plastik-Monstergebiss im Mund.
Rezept der Schlagfertigkeitsqueen: Singen gegen die Angst
Bei der Blogfamilia trat auch Nicole Staudinger auf, Bestsellerautorin, Schlagfertigkeitsqueen, Motivations-Coach und Wahnsinnsfrau. Betritt sie die Bühne, geht die Sonne auf, ihr kölsches Temperament, ihr „Schätzelein“ und ihre fröhliche Ausstrahlung sprengen den Raum und alle lauschen gebannt. Aber sie ist durch knallharte Zeiten gegangen und hatte vor einigen Jahren die schreckliche Diagnose Brustkrebs. An manchen Tagen hat sie vor Angst gezittert, lag reglos auf der Coach und hoffte, aus diesem Alptraum endlich aufzuwachen. Was hat in diesen Momenten wenigstens ein klein wenig geholfen? Ihre persönliche Motivations-Playlist und das Singen!
Denn Singen und sich gleichzeitig Sorgen machen geht nicht, erklärte uns Nicole. Und Sorgen machen, das kennen wir doch alle. Am schlimmsten sind natürlich die Sorgen, wenn es um die Gesundheit unserer Kinder, unserer Familie, von Freunden oder uns selbst geht. Aber wir machen uns noch mehr Sorgen: wieso ist mein Kind ein Einzelgänger, wird es die Schule schaffen? Reicht das Geld, behalte ich den Job, hält die Beziehung?
Und dann sind da noch die vielen kleinen Sorgen, die uns im Alltag begleiten. Manch eine Lappalie wird zur riesen Grübelei. Mir reichts manchmal schon, wenn das Schulkind zu spät kommt…
Unsere Mütter-Motivations-Playlist
Als ich auf Instagram dazu aufrief, bei Angst und Sorgen mal das Radio anzumachen und zu singen, war die Resonanz groß. Eine Mutter hatte die tolle Idee, eine gemeinsame Playlist mit Songs zu erstellen. Ich rief in den Storys auf und los gings. Hier ist die grandiose Mütter-Liste und ich möchte mich bedanken für so viel Input. Auch Nicoles Lieblings-Song ist dabei, sie hat mit uns am Samstag gemeinsam gesungen und wir hatten alle Tränen in den Augen.
Also los, bau dir eine Playlist zusammen, da gibts ja heute die tollsten Streaming-Möglichkeiten, und spiel sie ab. Wenn du fröhlich bist, aber auch wenn dich die Sorgen plagen, fang an, mitzusingen, denn Sorgen machen und Singen geht nicht parallel! Bring es deinen Kindern bei, dass Singen hilft gegen Wut und Ärger und Angst, singt gemeinsam, wenn ihr euch mal wieder übereinander ärgert. Wie gut du singst, spielt überhaupt keine Rolle. Wie wäre es mit dieser Auswahl, die wir Mütter gesammelt haben? Die Playlist genügt nicht den Ansprüchen von anspruchsvollen Musik-Liebhabern, aber sie macht gute Laune, darauf wette ich!
- Für mich soll`s rote Rosen regnen von Hildegard Knef
- Auf uns von Andreas Bourani
- Little Bitty Pretty One von Thurston Harris
- Fight Song von Rachel Platten
- I wanna dance with somebody von Whitney Houston
- If I could turn back time vom Cher
- The one and only von Chesney Hawkes
- Hakuna Matata
- Wie soll ein Mensch das ertragen von Philip Poisel
- Wieder kein Hit von Sportfreunde Stiller
- El mismo Sol von Alvaro Soler
- Old friend von Elderbrook
- Dont stop me now von Queen
- Dancing Queen von ABBA
- Good Vibrations von den Beach Boys
- Uptown Girl von Billy Joel
- Eye of the Tiger von Survivor
- I will survive von Gloria Gaynor
- La cintura von Alvaro Soler
- I want it that way von den Backstreet Boys
- 123 von Alexander Marcus
- Du bist gut genug! von Haller
- Nichtsnutz von Judith Holofernes
- Ain`t your Mama von Jennifer Lopez
Musik dämpft die Wut und mildert die Angst. Im Alltag mit Kindern kann dieses Wissen äußerst hilfreich sein. Darum: Heute ist Musik!
Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura
Ps.: Die Müttersprechstunde gibts übrigens auch als Podcast. Such mal bei Itunes nach Lauras Müttersprechstunde. Ich freue mich sehr, wenn sie dir gefällt und du mir eine Bewertung da lässt.