Testament in fünf Minuten – Vorsorge für den Ernstfall

Wie ich so beim Sortieren meiner Finanzunterlagen sitze, um einen Überblick über Geld, Versicherungen und Co zu bekommen, denke ich darüber nach, dass Anton und ich überhaupt nicht für den Notfall vorgesorgt haben. Und vielmehr stellte ich mir dann die Frage, was wohl mit unseren Kindern geschehen würde, sollte uns etwas zustoßen. Kommen sie dann automatisch zu Oma und Opa, ins Kinderheim oder sonstwohin?

Die Juramama weiß Rat

Wenn man gruselige Fragen wie diese klären möchte, fragt man am besten eine sachverständige Person mit viel Humor, nämlich die beste und schönste aller mir bekannten Juristinnen, Nina Straßner alias die Juramama. Sie hat genau zu diesem Thema einen sehr unterhaltsamen Artikel in der Men`s Health Dad veröffentlicht und ich finde, aus diesem harten Stoff was Witziges zu machen, ist wahre Größe. Tatsächlich schreibt sie darin, dass die Kinder im Falle eines Todes beider Eltern keinesfalls automatisch zu den Großeltern oder der Lieblingstante kommen. So lange das kümftige Sorgerecht nicht geklärt ist, könnte es also sein, dass die Kinder erst einmal ins Heim oder zu Pflegeeltern kommen, anstatt zur heiß geliebten Patentante. Wie furchtbar, habe ich gedacht. Wenn Kinder so etwas Schreckliches erleben müssen, dann sollten sie doch wenigstens sofort bei ihnen bekannten und geliebten Menschen wohnen. „Wenn man also zu Lebzeiten diese Entscheidungen rechtssicher beeinflussen möchte, muss man ein Testament machen und dort hineinschreiben, wer von den Überlebenden die Vormundschaft bekommen soll“, schreibt Juristin Nina im Text.

Testament aufsetzen – Vormundschaft sichern

Aha, ein Testament also, dachte ich. Habe ich noch nie geschrieben, weil wir uns mit dem dunklen Thema Tod höchst ungerne auseinandersetzen. Weil ich aber beim Sortieren meiner Unterlagen beschlossen habe, nun Nägel mit Köpfen zu machen und gleich alles Wichtige niederzuschreiben, auf dass ich mich mit solcherlei Dingen nicht länger befassen muss, nehme ich die Challenge an und studiere den Text, in dem mir Nina rät, einen Bierdeckel oder ein Stück Papier zu nehmen und ein handschriftliches Testament zu machen. Denn wenn es bei diesem Zettel lediglich um die Vormundschaft über die Kinder geht, bedarf es nicht zwingend eines Notars. Wichtig ist nur, dass alles handschriftlich verfasst und nicht am Computer getippt wurde, um Fälschungen zu erschweren.

Wie gut, dass Anton und ich uns über die Wahl der Vormünder schon längst einig sind und die Betroffenen auch um Erlaubnis gefragt haben. Also fasse ich hier alles Tipps von Nina noch einmal zusammen:

  • mehrer Vormünde sind möglich, es können auch Rangfolgen festgelegt werden. Wichtig ist der Name und die Anschrift der Personen
  • Testament bitte immer mit Stift auf Papier schreiben
  • Datum, Ort und Unterschrift der Eltern ist ebenso wichtig
  • Unverheiratete Eltern erstellen jeweils ein eigenes Dokument, Verheiratete können eines gemeinsam schreiben
  • Am besten das Wort „Testament“ als Überschrift wählen
  • Fertiges Schriftstück zu Unterlagen heften, den gewählten Vormündern geben oder gegen Gebühr beim Amtsgericht hinterlegen lassen

Mit voller Kraft voraus: Begegnung mit dem Unvermeidlichen

Und wenn ich gerade dabei bin, all das gruselige Gepöngels zu regeln, mache ich einfach weiter, weil ich so einen Lauf habe. Völlig beeindruckt war ich neulich von einer Freundin, die Patientenverfügungen, Testamente und Co längst ausgefüllt und gut erreichbar in einer Mappe gesammelt hat. Gleichzeitig hat sie darin vermerkt, dass sie sich auf ihrer Beerdigung ein „Ave Maria“ verbittet, sondern von oben lieber eine zünftige bayerische Band in Trachten auf dem Friedhof sehen möchte.

Damit sich der Recherche-Aufwand in Grenzen hält, habe ich mir eine Vorsorge-Mappe (Affiliate Link) bestellt, in der ich das ganze nach Schema abarbeiten kann. Vielleicht wäre es in diesem Zuge auch nicht schlecht, sich mal mit dem Thema Tod im Allgemeinen zu beschäfigen. Im Prinzip sind alle Ängste, vor Kleinigkeiten bis zu großen Katastrophen, letztendlich die Angst vor dem eigenen Tod. Würde sich unser Verhältnis zu dem, was uns allen irgendwann blüht, ein wenig ändern, wären die Ängste vor dem Unvermeidlichen kleiner? Ich weiß es nicht, könnte es mir aber gut vorstellen. Also fand ich den Sachbuch-Tipp des Monats Oktober von der Zeit-Redaktion spannend: Sue Black, Alles, was bleibt (Affiliate Link). In der Zeit-Empfehlung steht geschrieben:

Dieses Buch ist eine unsentimentale, aber berührende Annäherung an den Tod. Die weltweit führende forensische Anthropologin und Anatomin Sue Black zieht hier das Fazit ihrer bahnbrechenden Karriere. Sie setzt sich mit den Spielarten des Todes, ihren Ängsten, dem Sterben ihrer Eltern und ihrer eigenen Sterblichkeit auseinander und plädiert für einen anderen Umgang unserer Gesellschaft mit dem Tod.

Digitaler Nachlass und Beerdigung

Verträgst du noch Infos oder musst du dir nun erst einmal einen Schnaps holen? Nina hat einen interessanten Text zum digitalen Nachlass geschrieben. Und hier findest du ihre Ratschläge zum Thema Vormundschaft von Kindern noch einmal in Blogform.

Übrigens hat sich auch Daniela vom Blog Nenalisi mit solchen Angelegenheiten beschäftigt und in diesem Artikel zusammengefasst, was es zu bedenken gilt in Sachen Vormundschaft und Vorkehrungen für den Ernstfall. Wenn ich dann alles aufgeschrieben, ausgefüllt und sortiert habe, schließe ich den Ordner und stelle ihn in den Schrank. Danke Nina, für deine wunderbare Art und Weise, sich mit der dunklen Seite der Macht zu befassen. Wenn wir uns das nächste Mal treffen, feiern wir das Leben, ok?

Und du solltest das nach Erledigung all dieses bürokratischen Zeugs auch unbedingt tun. Gerne auch bei Saftschorle und Torte zusammen mit den Kindern. Ist es nicht schön, uns zu haben, jetzt in diesem Augenblick?

Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura

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