Du gehst mir auf den Keks

Besser miteinander umgehen

Vor einer Weile habe ich hier über Mama und die Wut geschrieben. Erinnerst du dich? Ich habe gemerkt, dass ich mit den Kindern immer dann schimpfe, wenn ich selber überlastet bin. Jimmy, Luise und Oskar sind 8, 6 und 3 Jahre alt, ein wenig chaotisch, streiten und sind laut, ganz so wie Kinder nun einmal sind. Mir geht das ab und zu auf die Nerven, vor allem dann, wenn ich überlastet bin. Keine Pausen, zu viel gearbeitet, zu viel aufgehalst – ich mute mir an manchen Tagen viel zu. Was tue ich also dagegen? Ich nehme mir mehr Zeit für mich und achte im Alltag darauf, welche Situationen mich schnell nervös machen. Weil ich weiß, dass es vielen Müttern so geht, schreibe ich darüber, vielleicht findest du dich in der ein oder anderen Situation wieder. Ich möchte etwas vorausgreifen: seitdem ich mit den Kindern auch in schwierigen Situationen freundlich spreche und mich anstrenge, sie lieb zu behandeln, läuft alles viel, viel besser. Folgende Momente waren in den letzten zwei Wochen anstrengend für mich:

Der Flur des Schreckens

Wenn die Kinder und ich uns im engen Flur fertig machen, weil wir einen Termin haben, dann liegen oft die Nerven blank. Ich schwitze, wir suchen ständig irgendwelche Kleider, manchmal schubsen sich Jimmy und Luise hin und her. Ich bin in diesen Momenten schon so sauer geworden, dass ich die Kinder rausgeschmissen oder grob angepackt habe. Meine Lösungungsideen für den Flur des Schreckens: immer überpünktlich anfangen mit dem Anziehen, einem Kind nach dem anderen helfen, ein angezogenes Kind direkt (aber freundlich) rausschicken. Die Anziehsachen ordentlich aufhängen und die Kinder dazu anhalten, mitzuhelfen, überflüssige Kleidungsstücke aussortieren, jedem eine Kiste für seine Sachen zuordnen. Und wenn es mich wieder packt, kurz den Flur verlassen und in die Faust beißen 😉

Die Strümpfe des Grauens

Jimmy braucht Hilfe, um sich seine engen Kniestrümpfe über die Schienbeinschoner zu ziehen, wenn er zum Fußballtraining muss. Die Strümpfe sind so eng, dass ich ihm dabei in die Haut zwicke, er jammert und meckert und ich wütend werde . Meine Lösungsideen: ich nehme mir auch hier mehr Zeit, wir machen uns rechtzeitig ans Umziehen. Leider müssen es diese Strümpfe sein, sie sind nämlich von Borussia Dortmund. Ich sage mir also mental: da müssen wir durch, besinne mich auf meine Geduld und bin ganz vorsichtig. Das klingt jetzt echt ein wenig gaga, aber tatsächlich hat uns beide das schon so in die Weißglut getrieben. Eltern haben alle besondere Momente mit den Kindern, die nicht zu umgehen sind. Das dann als Challenge zu sehen, hilft ein wenig.

Zombie-Zähne putzen

Die Abendsituation nervt mich sehr: Anton und ich bringen die Kinder ins Bett, wir helfen beim Zähne putzen, anziehen, lesen dann noch eine Geschichte vor, kraulen oder quatschen ein bisschen über den Tag. Das zieht sich oft ziemlich in die Länge und die Kinder rennen davon, wenn wir mit der Zahnbürste auftauchen. Meine Lösungsidee: ich habe den Kindern erklärt, dass ich ihnen gerne helfe, aber ich um 20 Uhr Feierabend habe und dann für mich sein will. Wir haben eine knappe halbe Stunde für alles, wenn sie also vor mir wegrennen und keine Lust haben, sich anzuziehen, dann geht das alles von der Lesezeit ab. Ich möchte sie damit weder erpressen noch bestrafen, aber ihnen sagen, dass auch ich Bedürfnisse nach Ruhe habe und ihnen gerne helfe, sie aber auch mitmachen müssen.

Streit aus der Hölle

Jimmy hat einen riesen Spaß daran, Luise und ihre Freundinnen zu ärgern. Wenn die Mädchen im Zimmer spielen, kommt er rein und sorgt für Wirbel. Meist gibt es dann Ärger, eine weint und Jimmy lacht. Ich bin dann immer total genervt, weil ich trösten muss und auf Jimmy wütend bin. Hätte er die Mädels in Ruhe gelassen, wäre es so friedlich geblieben. Meine Lösungsideen: große Jungs ärgern kleine Mädchen – das ist nun einmal so. Ich muss hier aufpassen, dass ich nicht ungerecht werde, denn manchmal habe ich Jimmy schon vorschnell verurteilt und Auslöser für den Ärger waren doch die Mädchen. Ich versuche, ruhig zu bleiben und beim Schlichten zu helfen, besser ist es noch, wenn ich mich ganz raushalte. Ich frage Jimmy in Ruhe und ohne Vorwürfe zu machen, was passiert ist und wieso es zum Streit kam. Das letzte Mal habe ich so herausgefunden, dass er eigentlich gerne mitspielen würde und die Mädchen ihm das verboten haben.

Tisch des Teufels

Die Kinder essen zwei, drei Happen von meinem leckeren, frisch gekochten Essen. Dann sagen sie, sie seien satt und warten auf den Nachtisch. Eigentlich muss bei uns keiner aufessen, wenn er nicht mehr kann. Aber ich merke schon, dass die Kinder hier einen Trick versuchen. Die Gemüsesuppe schmeckt nun einmal nicht so gut wie der Nachtisch, es gibt nämlich für jeden eine Handvoll Gummibären. Meine Lösungsideen: nach wie vor muss keine(r) aufessen, aber das süße Zeug gibt es nur, wenn die Kinder zumindest eine normale Kinderportion gegessen haben. Mögen sie das Essen gar nicht, schmieren sie sich ein Brot. Außerdem gibt es bei uns nun den ewigen Speiseplan. Die Erklärung findest du hier.

Wie du siehst, hat sich bei uns etwas geändert. Die größte Erkenntnis für mich ist, dass ich in mich hineinhorche und merke, wenn die Wut langsam ausbricht. Diese Momente gehören zum Alltag mit Kindern dazu und wir sind als Eltern für die Stimmung verantwortlich. Erwachsene mögen es ja lieber geregelt, ruhig und bedächtig, bei den Kindern ist das Gegenteil der Fall. Also ist da mächtig viel Material für Zunder vorhanden. Jede Familie hat natürlich ihre eigenen Baustellen, ihr sicher auch. Wenn du dir die mal genau anschaust und überlegst, wie ihr kreative Lösungen findet, dann könnt ihr die Baustelle vielleicht künftig umgehen. Natürlich müssen Eltern ihre eigenen Grenzen kennen und den Kinder diese auch mal freundlich und respektvoll näherbringen. Ein paar Ideen für den Notfall, wenn du doch wütend wirst, sind auch nicht schlecht. Bastel dir deine eigene mentale Notfallbox.

Das große Ziel ist am Ende, dass alle Familienmitglieder so respektvoll wie möglich miteinander umgehen, Kinder sich ernst genommen und Eltern ihre Grenzen geachtet wissen. Wir hier zuhause machen uns täglich neu auf den Weg, mal klappt es gut, mal nicht so sehr. Aber ich merke, dass wir Fortschritte machen.

Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura

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